Am dritten Tag in der ersten Schulwoche spazierte Primeiro, ein 8-jähriger Schüler meiner Klasse, mit einem der Erstklässler (die erst eine Woche später eingeschult wurden) in unseren Klassenraum, die Zweities und Dritties waren gerade unterwegs in die Hofpause. Die Tür stand offen und so kamen die zwei Jungs herein, Primeiro wollte Oswaldo den Klassenraum seiner zukünftigen Klasse zeigen.
Er führte ihn einmal an meinem Lehrertisch vorbei, um ihm dabei zu erklären: “Das ist Mary Poppins at school! Sie ist eine Loblehrerin!…. Wenn du etwas richtig machst…, gibt sie dir richtig viele Lobe!”
Der Stolz in Primeiros Stimme war nicht zu überhören. Primeiro schien ganz besonders angetan von meinen Loben, und es war, als ob er vom ersten Tag an förmlich über sich hinauswächst, nachdem er von der Sache mit den Loben erfuhr. Es sah so aus, als ob er sich ihnen entgegenstrecken würde, Primeiro war ein hochgewachsener, schlanker Junge – der sogleich in unseren ersten gemeinsamen Unterrichststunden ziemlich viele von den Dingern bekam. Ermutigung, Anregung, Unterstützung, Freude über gelungene Leistungen – all das waren der Grund für meine Lobe Primeiro gegenüber.
Es hieß, meine Vorgängerin war uneinig gewesen mit der Mutter von Primeiro, was seine Leistungen betraf, Primeiros Mutter sah ihren Sohn in einem besseren Licht als seine ehemalige Klassenleiterin; als Primeiro nun eine neue Klassenleiterin bekam, die ihn sogleich wissen ließ, wo seine Stärken und sein Können liegen, reagierte er erleichtert, das war ihm anzumerken…
Hinter ihnen folgten auch noch Ling und zwei seiner Freunde, sie kamen vom Fußballspiel nach oben, denn Ling hatte seine Uhr im Klassenzimmer liegen lassen. Als er Primeiro so reden hörte, nickte er geflissentlich, denn Ling war auch schon – wie Primeiro – zu seiner Freude in den Genuss der zeitnahen Rückmeldungen von Mary Poppins at school gekommen, da wusste er sogleich, wo er dran war. Das gefiel ihm, das war auch Ling anzumerken.
Schwuppdiwupp, plötzlich steckte auch noch die liebenswürdige Erzieherin der Klasse die Nase zur Tür herein, und während sie auf mich zukommt, ruft sie freudig aus:
” Das habe ich auch schon gehört, da freue ich mich richtig drauf!”
Yep, ich auch, ich freue mich so sehr auf die Arbeit mit diesen Schülern! Alle an der Schule hier machen so einen freundlichen Eindruck, da kann man nur sagen:
“Auf los – geht`s – los!”