Neben mir saß ein kleines Wesen, das zu mir heraufschaute und mir anvertraute: „Ich liebe dich.“
Es war Fasching, und ich befand mich morgens früh in dem Klassenraum einer der Klassen (JÜL 1-3), in denen ich Musik unterrichtete. Hierher kam ich, weil mich die Klassenlehrerin gebeten hatte, mit ihrer Klasse eine Faschings-Polonaise durchzuführen. Eine andere Klasse sollte dazu kommen und mit uns gemeinsam tanzen.

Die drei Worte “Ich liebe dich” als Lehrerin zu empfangen, gab dem Ganzen eine besondere Note. Wir alle kennen diese Worte, diese drei Worte, die vielen von uns die ganze Welt bedeuten.

Wir alle haben sie erlebt, an einem stillen Ort gesagt bekommen, an einem geschützten Ort, in Zweisamkeit, ja, in großer Vertrautheit. Eltern sagen sie zu ihren Kindern, Verliebte beschwören sie herauf im Zustand der Entrückung, der Beseeltheit und der Glückseligkeit, die sie befällt – in Liebe zueinander entflammt…

Doch… was war das? Ein kleines Mädchen, 6 Jahre alt, mich von unten herauf mit ihren großen braunen Augen anschauend, unschuldig, verliebt (!). Verliebt in das Leben, in das Glück und in die Freude, so manche Musikstunde mit ihrer Lehrerin teilen zu können, die ihr Erfüllung und Zufriedenheit gab… Singen, Lachen, Tanzen, all das hatte Maira an den Ort geführt, der ihr Kraft gab, Spaß und Vergnügen… sie in ihre Schatzkammer der Gefühle leitete, hier, wo sie Ermunterung fand, sich mit dem zu verbinden, was das Kostbarste ist, das die Menschen besitzen: ihre Seele, ihr Höheres Selbst, Hort der allumfassenden Liebe.
Ich war tief berührt. Noch nie hatte ein Kind sich mir so offenbart, indem es diese drei Worte zu mir gesagt hat, so pur, so klar.

Maira hat mich über alle Maßen erstaunt. Sie selber wurde mit einem Mal gewahr der großen Kraft ihrer Worte. Zwar hatte sie sie saumselig vor sich hin gesprochen und doch an ihre Musiklehrerin als Adressatin gerichtet, so dass sie hinzusetzte:„Uups, das habe ich noch nie zu jemand gesagt, Frau Armbrecht!“Maira, dieser kleine Sonnenschein, erstaunte mich noch mehr. Was sind Kinder doch für wundervolle Geschöpfe!

Ich antwortete ihr: „Oh wie schön, Maira! Danke! Ich liebe dich auch!“ Wir saßen noch eine Weile beieinander und genossen diesen Frieden, der uns umhüllte wie eine warme Decke.

Inzwischen hatten sich andere Kinder zu uns gesellt. Sie spürten die Liebe zwischen uns, welche aus unseren Herzen strömte; dies war ein großer Anziehungspunkt für sie. Vergnügt plauderten wir noch über dies und das, bevor alle Schüler – in ihre lustigen Faschingskostüme gehüllt – Richtung Aula zu einem Treffen verschwanden.

Selten hat mich ein Gespräch so berührt und gerührt und ich stellte fest: Dies war der schönste Fasching in meinem Leben!

Helau!!